Mikrostromtherapie

Unter Mikrostromtherapie versteht man heute den Einsatz von Geräten, die Ströme mit extrem geringer Stromstärke, etwa ein Millionstel eines Amperes liefern. Das ist die Stromstärke, die auch in unserem Zellverbund gemessen werden kann.

Die Wirkung der Mikroströme auf den Organismus und auf Stoffwechselprozesse wurde in den letzten Jahren immer wieder untersucht. Dabei hat sich herausgestellt, dass Mikroströme beispielsweise die Produktion des ATP deutlich steigern. Dies trifft aber nur für Stromstärken bis zu 500 Mikroampere zu, danach kehrt sich der Effekt in das Gegenteil, die ATP-Produktion wird vermindert. Diese Untersuchungen sind aber nicht als Beweis für die Wirksamkeit des Konzepts zu werten.

Mit elektrischem Strom in der Therapie hat man immer wieder experimentiert. So hat man schon in den ersten Jahren des vergangenen Jahrhunderts mit Geräten gearbeitet, die man als elektromagnetische Therapie bezeichnete. Das waren aber in aller Regel empirische Befunde und Methoden. Die heutige Mikrostromtherapie beruht dagegen auf genaue physikalische Messungen und die Berücksichtigung der Physiologie, dies aber noch im hypothetischen Bereich.

Zur Schmerzentstehung

Dabei bahnbrechend waren Erkenntnisse zur Schmerzentstehung. Seit einigen Jahren kennen wir eine körpereigene Stoffgruppe, die so genannten Zytokine. Diese kann man grob unterteilt auch als Gewebehormone bezeichnen. Sie haben aber, wie man annehmen kann, auch Funktionen als Botenstoffe in dem sehr komplizierten Zusammenspiel zwischen Zellen, Nervensystem und hormoneller Steuerung. So treten bei Schmerzzuständen bestimmte Zytokine auf und begünstigen sie Schmerzentstehung und die Intensität. Andere Zytokine wirken als deren Gegenspieler, sind also in der Lage, indirekt das Schmerzempfinden zu reduzieren. Diese gegenseitige Kontrolle durch Agonisten und Antagonisten finden wir im Körper vielfach, zum Beispiel im Nervensystem des Sympathikus und seines Gegenspielers, der Parasympathikus.

Wie soll die Mikrostromtherapie wirken?

Wir beobachten, dass die Verabreichung von Mikroströmen eine messbare Wirkung auf die Zytokine hat und dass in logischer Konsequenz dieser physiologischen Wirkung eine Schmerzreduktion eintritt. Dies begründet den Einsatz der Mikrostromtherapie bei sehr unterschiedlichen, vor allem chronischen Schmerzzuständen.
Experimentell kann man zum Beispiel auch Herpes Infektionen durch Mikrostromtherapie schneller zur Abheilung bringen.

Wir sind hier noch am Beginn einer äußerst interessanten Entwicklung. Wir wissen längst noch nicht alles über die Zytokine, deren Einfluss auf entzündliche Prozesse allgemein, es ist zu erwarten, dass sich in Zukunft der Mikrostromtherapie weitere wichtige Anwendungsgebiete erschließen werden.